Studie: Nase von Frau und Mann…

Nasenkorrekturen können erheblich zum positiven Lebensgefühl von Menschen beitragen, sowohl durch funktionelle Korrekturen (Nasenatmung), als auch durch Korrekturen der äußeren Form der Nase (Ästhetik). Vor allen Dingen soll die Nase nach der Operation besser, aber nicht operiert aussehen. Es ist von besonderer Bedeutung, dass vor einer Operation Klarheit über das besteht, was funktionell und ästhetisch erreicht werden soll, um weitere Korrekturen zu vermeiden – idealerweise wird eine funktionelle und ästhetische Korrektur gemeinsam in einem einmaligen Eingriff herbeigeführt.

Einige Menschen sind unzufrieden mit dem Aussehen ihrer Nase, ohne aber genau sagen zu können, was sie eigentlich stört. Die Idealvorstellung von einer gutaussehenden Nase vermittelt dann in der Regel der aufgesuchte Chirurg auf Basis seines ästhetischen Empfindens oder anhand der Fachliteratur, die gleichfalls auf Einzelmeinungen der Autoren beruhen. Hier sind unterschiedliche recht schematische Vorstellungen vorhanden, so zum Beispiel, dass die Nase von Frau und Mann unterschiedlich aussieht.

Unser Ziel war es Referenzbilder zu schaffen, die helfen können, gemeinsam mit dem Patienten eine individuelle Operationsplanung zu erstellen. Wir haben mit modernen Methoden der Medizinischen Psychologie aus einer Gruppe von 324 Freiwilligen die jeweils 16 mit ihrer Nase zufriedensten Frauen und Männer identifiziert. Mit Hilfe eines Computerprogramms haben wir sogenannte Durchschnittsbilder der Nasen dieser zufriedensten Teilnehmer erstellt und mit den Durchschnittsbildern jeweils 128 zufällig ausgewählter weiblicher und männlicher Teilnehmer aus der Gruppe der 324 Teilnehmer verglichen (echte Durchschnittsbilder).

Die Untersuchung der echten Durchschnittsbilder zeigte, dass es entgegen allgemeiner Vorstellungen keinen Unterschied zwischen der durchschnittlichen Form einer weiblichen Nase und der durchschnittlichen Form einer männlichen Nase gibt. Versuchen Sie doch einmal selber, aus den folgenden Bildern zu erkennen, welche Durchschnittsbilder von weiblichen und welche von männlichen Teilnehmern stammen:

Jedes dieser Bilder ist ein Durchschnittsbild aus 128 männlichen oder 128 weiblichen zufällig ausgewählten Fotos. Die beiden links gezeigten virtuellen Durchschnitts-Nasen basieren auf Photographien weiblicher Nasen, die beiden rechts gezeigten virtuellen Durchschnitts-Nasen auf Photographien männlicher Teilnehmer. Die Befragung von weiteren 300 unabhängigen Freiwilligen hat gezeigt, dass die Bilder nicht vorhersagbar unterscheidbar sind oder gar einem Geschlecht zuordnungsfähig.

Damit ist bewiesen, dass eigentlich die Form weiblicher und männlicher Nasen nicht unterschiedlich ist – aber es gibt diesen Unterschied doch, er existiert in Form von Idealvorstellungen in unseren Köpfen. Dies konnten wir durch die Darstellung der Durchschnittsbilder der zufriedensten Frauen und Männer zeigen. Diese Bilder zeigen, dass die Nase der zufriedensten Frauen sich von den Nasen der zufriedensten Männer insbesondere dadurch unterschied, dass die Nase in der Seitansicht weniger hoch im Bereich des Nasenrückens war und das der Übergang von Nasenrücken zur Stirn (Ansatz des Nasenbeins=Nasion) weicher war (das Nasion lag weiter unten und war weniger hoch). Insgesamt wirkt die durchschnittliche Nase der zufriedensten Frauen dadurch insgesamt etwas weicher, die männliche Nase etwas dominanter. Die in den Durchschnittsbildern der zufriedensten Teilnehmer gezeigte Nase ist insbesondere bei Frauen nur bei einer Minderheit natürlicherweise vorhanden. Die weitere Befragung der 324 Teilnehmer ergab, dass der häufigste Grund für Unzufriedenheit mit der eigenen Nase ein Nasenhöcker ist. Die Befragung der weiteren 300 unabhängigen Freiwilligen zeigte, dass ein Nasenhöcker eher mit dem männlichen Geschlecht als mit dem weiblichen verbunden wird. Auch von Männern wurde für die eigene Person eine eher feminine Nasenform bevorzugt.

Die hier dargestellten Erkenntnisse sind nicht auf jeden Menschen übertragbar und dürfen nicht als Gesetzmäßigkeit sondern nur als Hilfe bei der Entscheidungsfindung gelten. Entsprechend bitten wir unten stehende Bilder mit dem nötigen Abstand zu sehen. Letztlich ist einzig und allein entscheidend, was Sie selber für sich wollen und was medizinisch überhaupt möglich ist. Dies müssen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Nachdem eine Nase operiert wurde, können Schrumpfungseffekte innerer Narben noch nach Jahren zu erkennbaren Veränderungen führen. Moderne Methoden erlauben, diesen negativen Effekten weitgehend vorzubeugen. Es können in der Regel gute Ergebnisse erreicht werden, aber, wie überall in der Medizin, keine Garantien ausgesprochen werden. Gelegentlich sind weiterer Korrekturen erforderlich. Allgemeine Operationsrisiken müssen wie bei jedem chirurgischen Eingriff vorher besprochen werden.

Diese Untersuchungen wurden international publiziert in „Plastic and Reconstructive Surgery“ und können hier in voller Länge nachgelesen werden (bitte auf das Logo klicken):

We gratefully acknowledge Plastic and Reconstructive Surgery for permission of showing contents of our article on this website.

Springer IN, Zernial O, Nölke F, Warnke PH, Wiltfang J, Russo PAJ, Terheyden H, Wolfart S (2008): Gender and Nasal Shape. Plast Reconstr Surg 121, 629-37

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